Angriff des Schwarms

Nach „Saw – the Ride„, „Nemesis Inferno“ und „Stealth“ folgt nun „The Swarm„. Im selbst ernannten Capital of Thrill in Europe dreht seit Beginn der Saison 2012 der neuste B&M Wing-Coaster sein Runden.

The Swarm wartet mit allerlei Neuerungen oder sogar Neuheiten auf. Das wohl auffälligste Merkmal der Anlage ist der „First Drop“. Nicht wie sonst üblich fährt der Zug hier den Lifthügel hinauf und direkt danach ins Tal, sondern direkt nach dem höchsten Punkt dreht der gesamte Zug 180° um seine Lenksachse und rauscht mit gut 100 Stundenkilometern in die Tiefe.

Die gesamte Anlage ist auf Enzeitstimmung und Katrastophenfeeling ausgelegt. Zerstörte Feuerwehrwagen, schrottreife LKWs, die gleichzeitig Souvenier und Spiel-Station bilden, sowie eine zerstörte Kirche zieren den großen Platz um und über den sich die Bahn bewegt.
Schon beim betreten des extra geschaffenen Areals über die Brücke gelangt der Gast zum First Drop und dem darunter liegenden zerstörten Flugzeugwrack. Der Park hat hier eine gesamte Passagiermaschine zerlegt, die frisch abgestürzt wirkt und bei der Fahrt für zusätzlich Eye-Catcher sorgt. 

Bei unserem Besuch Mitte April mussten wir gut zwei Stunden – obwohl in der Woche – für eine Fahrt anstehen. Die Warteschlage der Bahn verläuft jedoch glücklicherweise direkt vor der zerstörten Kirche und im Hinterhof der Attraktion, so dass wir die Wartezeit gut mit Begutachten der Bahn, als auch mit dem erstellen von Foto- und Filmmaterial überbrücken konnten.

Clever ist hierbei natürlich der Thorpe-Park Geniestreich in der Warteschlange ein Kiosk zu installieren, das von drei Bereichen angesteuert werden kann, so dass auch für Süßigkeiten und Getränkenachschub stets gesorgt ist.
Man sollte jedoch den Verzehr von Kaltgetränken gründlichst in Maßen halten, da die Wartezeit von knapp 120 Minuten an normal besuchten Tagen ansonsten wohl zu einer Qual werden! 😉

Nach ewigen verwinkelten und inneinander verschlungenen Queline-Metern gelangt der Fahrgast zum letzten Teil des Wartebereiches, bei dem Taschen und Gepäck in Fächern aufbewahrt werden können und von einem Mitarbeiter des Parks in Obhut genommen werden. Das System hat sich bereits in vielen anderen Merlin-Parks bewährt, wie zuletzt auch bei der Achterbahn Krake im Heide-Park.
Uns gefällts, da so die Kamera nicht in der Station verweilen muss und wohl sicherer aufbewahrt ist, als wenn sie unbeobachtet vor den Füßen der anderen Parkgäste steht.
Unsere Empfehlung hierbei jedoch: Auf keinen Fall mehrere Kamerataschen (z.B. mit Denen der mitfahrenden Freunde) zusammenfassen lassen. Nicht immer sind die Parkmitarbeiter die Geschicktesten, so dass durch die allgemein herschende Hecktik hinter der Theke gerne mal das eine oder andere Gepäckstück zu Boden geht.

In der „Kirche“ – also der Station des neuen Endzeit-Coasters, hängt quer über dem Track ein auf den Kopf gedrehter großer 40Tonner, der im Polizeithematik die Fahrgeschäftskontrollhalle beherbergt. Direkt hinter diesem Gefährt führt ein Weg über den Track, worüber die Fahrgäste des linken Teil des Zuges zum Einstieg gelangen.

Der Fahrverlauf

Nachdem wir im Monster platz genommen haben, beginnt in ungewohnt zügiger Abfertigung auch schon der eigentliche Ride. Unter der Kontrollhalle hindurch führt es aus der zerstörten Kirche schnurstraks den Lifthügel über den Köpfen der anderen wartenden Gäste hinauf.
Noch haben wir Zeit durchzuatmen, noch sind es ein paar Meter, bevor der höchste Punkt der Bahn erreicht ist. Von hier oben wirkt alles klein, gerade Stealth, Nemesis und andere im Park ansässige Coaster wirken gerade durch die Entfernung eher winzig, obwohl gerade Stealth dies aber alles andere ist.

Man kann froh sein, dass der gesammte Lifthügel Bodenbleche aufweist, die für eine ewentuelle Evakuierung montiert sind, da sonst hier, durch das „floorless-Design“ der Züge der Blick direkt nach unten möglich wäre.

Leider ist dieses Gefühl von Sicherheit bereits wenige Meter später passé. Der Zug erreicht den Gipfel und nimmt nicht merkbar Fahrt auf. Was jedoch sofort ins Auge springt: Wo ist die Abfahrt? Innerhalb weniger Sekunden wird uns bewusst: Hier gehts kopfüber herunter. Kaum fertig gedacht, dreht der Zug sich um die Lenksachse, so dass wir Kopfüber unter der Schiene hängen. Gerade in den ersten Reihen merkt man hier deutlich Hangtime, so dass es einem wie eine kleine Ewigkeit vorkommt, bis der Zug wirklich Fahrt auf nimmt.

Mit fast 100 Stundenkilometern rasen wir senkrecht der Erde entgegen. Ungefähr so muss sich ein Kampfjet Pilot im Sturzflug beim Abdrehen aus einem Mannöver fühlen. In wenigen Sekunden sind wir bodennah und müssen die Köpfe einziehen, da ein Flugzeugwrack quer über die Fahrstrecke liegt. Mit einerm Affenzahn an Geschindigkeit rast der Zug hoch in die Zero-G-Roll, die gerade in den letzten Reihen uns einmal gut um die eigene Achse wirbeln. Über den Trümmern eines Feuerwehrwagens geht es aus der Zero-G-Roll hinab in die Einfahrt des schief liegenden Loopings – auch besser bekannt als Inlinced-Loop. Hier hängen wir bei der Platzwahl rechts gut unterhalb der Schiene und drehen eine Runde über den Köpfen der anderen wartenden Gäste.

Die Ausfahrt des Loopings führt so gleich in eine steile Rechtskurve, um den Looping herum und geradewegs in einen Flatspinn, der uns nochmals über allerlei Wrackteile versucht die Sinne zu vernebeln. Knapp am Löschfahrzeugwrack vorbei donnert der Zug, über die warten Fahrgäste hinweg in den Kirchturm der zerstörten Kirche und wird über den Köpfen der auf den Nervenkitzel wartenden Gäste in der Station um 360° relativ zügig herum gedreht. Auch diese lange Fassrolle kommt einem vor wie eine Ewigkeit. Nur gut, dass die Bügel so bequem sind und hier die Fahrt zu einem Genuss machen.

Kaum wieder richtig herum sitzend fährt der Zug in die Blockbremse ein um in einer letzten linkskurve langsam aber sicher zurück in die Station geführt zu werden.

Rückblick und Ausblick

Zwar ist die Fahrt leider recht kurz, bietet jedoch durch gerade die neue Art des First-Drop ein wirkliches High-Light. Während der Fahrgast auf der rechten Seite des Zuges im First-Drop quasi über die Schiene gehoben und dabei auf den Kopf gestellt wird, dreht sich der Fahrgast zur Linken, unterhalb der Schiene hindurch um dann in die Tiefe zu rauschen.

Die Thematisierung des gesamten Bereichs macht hier gute Ansätze. Wir hätten uns jedoch mehr „Trümmer“ im direkten Sichtbereich gewünscht. Die zerstörten Fahrzeuge, die auf dem Vorplatz stehen und als Onride-Foto-Ausgabestation oder Spielhalle dienen sind zwar wirklich tolle Ideen, jedoch störte uns der  Anblick des komplett um den gepflasterten Weg befindlichen gut zwei-Meter hohen Maschendrahtzaunes. Nicht zuletzt, da dieser an viele Stellen einfach den ungetrübten Blick auf die Bahn und den Fahrverlauf als solchen verhindert.

Gut zu erkennen ist jedoch an der Schlusskurve nach der Blockbremse, dass hier der Weg später, direkt am Eingang der Bahn vorbei, weiter geführt werden wird, um im Hintergrund der Bahn Platz für weitere Attraktionen zu bieten. Dies ist wirklich zu begrüßen, da die Kulisse hinter der Bahn bislang eher brach ist und wenig Fantasie in Endzeitstimmung zulässt.

Aber – das große Contra!

Leider gibt es auch ein riesiges ABER.

Bei unserem Besuch ist uns gerade die Masche des Parks mit sogenannten „Fastrack-Tickets“ negativ aufgestoßen. Zwar bietet der Thorpe Park überall große Schautafeln – an den Attraktionen selbst, oder aber an gut besuchten Plätzen im Park verteilt, eine Übersicht über die Wartezeiten, jedoch sind diese nicht einmal als Anhaltspunkt zu gebrauchen sondern dienen lediglich der taktischen Abzocke:

Wir konnten mehrfach beobachten, wie den Gästen vorgegaukelt wurde, dass z.B. bei The Swarm die Warteanzeige auf „15 Minuten“ gestellt wurde, welche faktisch aber in unseren drei Besuchstagen nicht erreicht werden konnte. Dies hat einfach zur Folge, dass die Warteschlange voller wird, und hier kurze Zeit später die Warteanzeige auf minimum 120 Minuten gestellt wurde. Dies ruft dann zugleich die Parkmitarbeiter welche die Fasttrack Tickets, direkt vorm Eingang der Attraktion verkaufen, auf den Plan, so dass hier natürlich groß die Gäste dazu animiert werden diese überteuerten Tickets zu kaufen.

Größter Nachteil für die „normal“ wartenden Gäste ist dann, dass durch den erhöhten Verkauf der Fasttrack-Tickets, sich die eigentliche Warteschlange noch weiter verlängert, da diese Gäste meist bevorzug behandelt werden und über eine gesonderte Warteschlange zur Station gelangen.

Für gut fünf bis sieben Pfund (pro Fahrt!) kann man sich als englischer Parkbesucher also hervorragend unbeliebt machen.

Wir können dieses System – gerade mit der direkten „Verarsche“ der anderen Parkgäste indem falsche Wartezeiten publiziert werden – jedenfalls NICHT begrüßen!

ABER die Bahn selbst ist eine absolute Bereicherung für das „Captial of Thrill“ im englischen Surrey. Wir kommen auf jeden fall wieder!

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