Wicked Cyclone
Es ist mal wieder so weit: Ein weiterer Hybrid Coaster hat das Licht der Welt erblickt. Wie inzwischen in den letzten Jahren zum Trend geworden, werden alte Holzachterbahnen komplett neu überarbeitet und erstrahlen mit neuster Technik und neuem Glanz.
So auch eine der bekanntesten Bahnen der amerikanischen Ostküste: Cyclone, im Six Flags New England Themepark.
Die alte Holzkonstruktion wurde zu 90% übernommen, die Streckenführung jedoch vollständig geändert. Auf gut 1000 Meter Schienenlänge erwartet den Fahrgast nun eine Stahlschiene mit drei Inversionen. Wohl bemerkt: Wir sprechen rein offiziell von einer Holzachterbahn. Aufgrund der Stahlschiene kann man natürlich deutlich bessere Elemente erschaffen, als es früher mit Holz möglich war. Dennoch donnert der Fahrgast mit 22 weiteren 8erbahnFreaks mit rund 90 km/h in die gut 34 Meter Tiefe des wirklich steilen First Drops. Mit gut 78 Grad gehört er mit zu den steilsten auf einer Holzachterbahn.
Im Auge eines Orkans, einem der stärksten, dem Cyclone, bist Du als Fahrgast teil der Story. Teil des Sturmjäger Teams C.h.a.s.e, welches versucht den Sturm zu beobachten und zu bändigen.
Die Warteschlange führt mitten under der beeindrucken Holzkonstruktion, die in modernem grau erstrahlt hindurch. Oben auf dem Holz findet sich die leuchtend orangene Schiene des neuen Rocky Mountain Construction Coasters wieder. Vorbei an kaputten Autos, einem abgestürzten Flugzeug, gelangt man sogleich in das überarbeitete Stationsgebäude.
Je nach Wetterlage können hier schonmal gerne drei Stunden Wartezeit entstehen, so die Aussage vom Park und den Mitarbeitern selbst.
Die Fahrt
Nachdem man in die wirklich knapp bemessenen Sitze gepfercht wurde, und die Ride Operator erst die Gurte und schließlich auch die Bügel kontrolliert haben, setzt sich der Tonnen schwere Zug langsam in Bewegung. Im Schritttempo geht es über die Wartungsweiche hinaus in eine Rechtskurve, unter der äußersten Kurve hindurch, bin hin zum Lifthill.
Der Lifthügel steigt stramm die knapp 33 Meter in die Höhe. Was hier bereits auffällt ist die deutlich erhöhte Geräuschkulisse des neuen Hybrid-Coasters. Auch das Kettensystem scheint nicht das leiseste zu sein.
Nach wenigen Sekunden hat man den Höchsten Punkt der Bahn erreicht. Von hier aus bietet der Wicked Cyclone einen herrlichen Blick über den restlichen Park. Bis zum großen See, Bizarro und Batman kann man bei guten Wetter problemlos schauen. Doch für den Genuss des Ausblicks bleibt nicht viel Zeit. Kaum oben angekommen, stürzt der Zug den 78 Grad steilen First-Drop herunter. Amazing…. Es bleibt der Atem weg. Schier unglaublich was für eine Geschwindigkeit der Zug bei diesen paar Metern aufnimmt.
Direkt danach schießt der Wagen herauf in den Overbanked-Turn, welcher rechts herum Richtung Stationsgebäude führt. Der folgende Drop beschreibt so gleich die Einfahrt in den ersten sehr flachen Camelback, der einen unfassbar krass aus dem Sitz reißt. Gerade wenn der Zug warm gefahren ist, gibt es hier satte Airtime, die einem den Po vom Sitz abheben lässt.
Eine leichte Rechtskurve bewegt den Zug sehr steil herauf in die erste Überkopf Figur. Mehr als 180 Grad wird hier er Fahrgast nach links gedreht. Fast eine Rolle könnte man meinen, welche aber nicht zuende gefahren wird, sondern den Zug wieder nach rechts kippen lässt und in der erhöhten Kurve, direkt über dem Eingangsbereich des Holz- und Stahlkolossos, fahren lässt.
Auch hier bleibt kaum Zeit zum verschnaufen, da die Ausfahrt der Kurve mit einem kleinen Bunnyhopp die Rückfahrt, vorbei an der Station, Richtung Overbank-Turn einleutet. Mit einem herunterreißenden Drop setzt der Zug zur nächsten Kurvenauffahrt unterhalb des großen Overbanked-Turns an. Erst eine Kurve mit korrektem Banking und dann die erste richtige nach außen geneigte Kurve, die einem glauben lässt, dass der Zug einen abwerfen möchte. Unfassbar. Gut, dass die Bahn Bügel und Gurte hat, um den Ritt ein wenig zu bändigen. Wer hier seine Sachen nicht richtig verstaut, festgebunden oder angeklebt hat, wird sie spätestens hier los sein. Man erzählt, dass hier schon Mikrofone das Fliegen gelernt haben! 😉
Nachdem der Zug hier die – nennen wir sie Rodeo-Kurve – absolviert hat, geht es mit einigen Bunny Hops, herauf hin die erste volleständige Rolle, parrallel zum Lifthügel. Awsome… Wer noch nie einen Rocky Mountain Coaster gefahren ist, wird ihn spätestens ab hier lieben. In den hintern Reihen merkt man, dass dieses Element seinem Namen Zero-G hier tatäslich alle Ehre macht. Den Moment der Schwerelosigkeit genießen, bevor es durch die nächsten Kurvenfolgen die den Wartebereich umrunden, einem weiteren Rodeo-Kurven-Ritt, im Onride-Foto endet. Diese Passage lässt den Zug dann in die zweite Zero-G-Roll donnern.
Die folgenden zwei Rechtskurven, direkt unterhalb des Overbanked-Turns bieten mit einem weiteren Rodeo-Ritt, den Abschluss der Bahn. Parrallel zum ersten Airtime-Camelback, geht es ein paar Meter in die Höhe, bis der wilde Ritt in der überdachten Schlussbremse endet.
Unfassbar. Ruhe. Stille. Der Wilde Bulle (Warum heißt die Bahn nicht irgendwas mit Wild Horse?) erreicht sicher die Station. Der schier unfassbare Lärm der Bahn nimmt hier abrupt ein Ende. In Schrittgeschwindigkeit geht es zurück in die Station.
Ein wilder Ritt mit Folgen
Wer bis hier hin Holzachterbahnen nicht mochte, wird diese Hybrid-Coaster lieben. Die unfassbare Power, das tolle Setting, und das auf einem extrem schlanken Footprint lässt das Coasterherz höher schlagen. Unfassbar was hier RMC geleistet hat und diesem Klassiker ein weiteres Leben eingehaucht hat. Wo doch viele Bahnen durch den Fahrtwind gerne Kalte Momente einem bescheren, so liefert der hier absolvierte Ritt tatsächlich Schreckmomente, Adrenalinkicks und Hitzewallungen. Spaß und Power, vom ersten Moment an, machen die Fahrt erlebenswert.
Einzig die Thematisierung hätte meiner Meinung nach ein wenig besser gelingen können. Zwar sind hier für Six-Flags Verhältnisse gute Ziele erreicht worden, aber die Tristheit der Stahlzäune und einfachen Bettonschalen-Q-Line-Böden, lässt mein Coaster Herz hier mehr weinen. Wenn sie doch nur hier mehr Zeit und Geld investiert hätten, so würde die Bahn sicherlich mit zu meinen absoluten Favoriten zählen. Aber auch so ist sie dennoch auf jeden Fall erlebenswert.
Ein fader Nachgeschmack
bleibt aber somit leider nicht aus. Auch legt Six-Flags leider anscheint nicht großen Wert auf Ordentlichkeit. Bereits nach den nun gerade vier Wochen, die die Bahn offen hat, zeigen sich deutliche Abnutzungserscheinungen an Bügel, Station und Schienen. Die leuchtend orangenen Schienen weisen erhebliche Gebrauchsspuren der Räder auf. Gerade in der Station sieht man auf dem Track selbst einfachen Dreck. Das ist nicht so toll. Hier hätte man problemlos einfach mal einen Besen in die Hand nehmen können. Sicherlich wird es nicht jedem Fahrgast auffallen, aber Jemand der sich auch mit dem Drumherum beschäftigt wird dies leider feststellen.
Alles in allem aber definitiv:
Absolut empfehlenswert!